Den natürlichen Entwicklungsprozess von Menschen, Teams und Organisationen verstehen und unterstützen
Inhaltsverzeichnis
- Was ist unter Stufenentwicklung zu verstehen? (horizontale und vertikale Entwicklung)
- Wissenschaftliche Grundlagen
- Die stufenorientierte Persönlichkeitsentwicklung
- Die stufenorientierte Organisationsentwicklung
- Reifere Führungskräfte sind wirksamer
- Verteilung der Entwicklungsstufen in der Bevölkerung
- Angebote zur Förderung der Stufenentwicklung
- Wissensdatenbank – Stufenwissen und konkrete Interventionen
- Das neueste Buch zur Stufenentwicklung: Weil es so nicht weitergeht
Was ist unter Stufenentwicklung zu verstehen? (horizontale und vertikale Entwicklung)
Stufenentwicklung unterscheidet zwischen horizontaler und vertikaler Entwicklung.
Stufenentwicklung unterscheidet zwischen horizontaler und vertikaler Entwicklung. Bei der horizontalen Entwicklung werden neue Lerninhalte aufgenommen und in das bestehende Zusammenspiel von Wahrnehmen, Verarbeiten und Verhalten integriert. Vereinfacht gesagt: Ein Mensch, ein Team oder eine Organisation nimmt neue Informationen auf. Man könnte auch sagen: Die Umweltinformation wird an die innere Logik angepasst.
Beispiel:
- Innere Logik: Das Verhalten eines Menschen lässt auf seinen Charakter schließen.
- Konkrete Situation: Peter verhält sich destruktiv.
- Horizontales Lernen: Peter hat einen destruktiven Charakter.
Vertikale Entwicklung kann durch eine Irritation ausgelöst werden, der man genügend Raum gibt, sich zu entfalten.
Fortsetzung des obigen Beispiels:
- Ich sehe, dass sich Peter im Kontext anderer Menschen sehr konstruktiv verhält.
- Ich fange an zu grübeln.
- Ein Coach lenkt meinen Blick auf die zirkuläre Wirkung von Beziehungen.
- Ganz allmählich weitet sich meine aktuelle Handlungslogik aus.
Die neue innere Logik: Das Verhalten eines Menschen hängt nicht nur von seinem Charakter ab, sondern auch vom Verhalten seines Umfelds.
In diesem Fall hat die Umweltinformation zur Anpassung der inneren Logik geführt.
Jede neue Logik ist differenzierter als die vorhergehende.
Wissenschaftliche Grundlagen
Vertikale Entwicklung wird sowohl in der Psychologie als auch in der Soziologie seit vielen Jahren detailliert erforscht. Im Stufenmodell haben wir Erkenntnisse aus verschiedenen vertikalen Entwicklungsmodellen zu einem Gesamtmodell der individuellen, sozialen und organisatorischen Entwicklung integriert. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Integration strukturorientierter Modelle.
Die strukturorientierten Modelle untersuchen, wie sich die innere Logik des Handelns (siehe oben) von Stufe zu Stufe verändert. Die werte-/memorientierten Modelle hingegen betrachten die sich von einer Stufe zur nächsten verändernden Bewusstseinsinhalte – darunter Werte, Weltbilder, Steuerungsprinzipien, ethische Richtlinien und Methoden.
Das Mem wird als kulturelles Pendant zum biologischen Gen verstanden und durch Kommunikation weitergegeben.
Beide Ansätze spiegeln einen wichtigen Teil der Realität wider. Die strukturlogischen Modelle bieten jedoch deutlich konkretere Anhaltspunkte für die Entwicklungsunterstützung von Menschen und Organisationen. Daher sind sie wesentlich stärker in das Stufenmodell eingeflossen. Zudem sind sie wissenschaftlich fundierter erforscht als die Werte-Mem-Theorien.
In das Stufenmodell eingeflossen sind unter anderem folgende Theorien:
- Ich-Entwicklung: Jane Loevinger, Susanne Cook-Greuter, Thomas Binder
- Führungskräfteentwicklung (basierend auf der Ich-Entwicklung): William Torbert, William Joiner
- Die Entwicklung des Selbst: Robert Kegan
- Moralentwicklung: Lawrence Kohlberg
- PSI-Theorie (Integration der Persönlichkeitssysteme): Julius Kuhl
- Entwicklungsstufen der Kindheit und Jugend: Jean Piaget
- Evolution von Kommunikation und Gesellschaft: Niklas Luhmann
- Die Kulturgeschichte der Bewusstseinsentwicklung: Jean Gebser
- Psychogenese und Soziogenese: Norbert Elias
Die stufenorientierte Persönlichkeitsentwicklung
Verschiedenste, teils unabhängige Forschungen beschreiben die individuelle Entwicklung des Menschen sehr präzise:
- Den Entwicklungsweg vom Baby (1) zum jungen Erwachsenen (4).
- Die erste Entwicklungsreise des Erwachsenen: von der Gemeinschaftsbestimmung (4) zum unabhängigen, eigenständigen Ich (6).
- Die zweite Entwicklungsreise des Erwachsenen: vom eigenständigen Ich (6) zur integrierenden Stufe (8), in der das reife, regulierende Selbst deutlich „mehr zu sagen hat“ als das kontrollierende Ich.
Die verschiedenen stufenorientierten Forschungsergebnisse geben uns gute Hinweise darauf, wie die Entwicklung der jeweils nächsten Stufe präzise gefördert werden kann. Persönliche Entwicklung, die dieser Logik folgt, gelingt viel leichter als Entwicklung, die sich den „Weg durch den Entwicklungsdschungel“ selbst ertasten muss.
Die stufenorientierte Organisationsentwicklung
Die individuelle Reifestufe wirkt sich massgeblich auf das Verhalten in Organisationen aus. Die Reifestufe bestimmt, wie Menschen mit Aufgaben umgehen, wie viel Verantwortung übernommen werden kann, wie geführt wird, wie man sich im Team verhält und auch, wie man sich organisiert. Rund um die individuellen Stufen lassen sich daher auch organisatorische Stufen ableiten. Jede Reifestufe ist für bestimmte Aufgabentypen hervorragend geeignet. Eine Organisation funktioniert dann gut,
- wenn die Mitarbeitenden über die notwendige Reife verfügen, um die Aufgabenkomplexität bewältigen zu können,
- wenn das Führungsverhalten der Vorgesetzten zur Reife der Mitarbeitenden passt und umgekehrt,
- wenn die zur Handlungslogik von Vorgesetzten und Mitarbeitenden passenden Organisationsinstrumente zur Verfügung stehen,
- und wenn auch das Sozialsystem in der passenden Stufenlogik funktioniert.
Reifere Führungskräfte sind wirksamer
Eigel und Kuhnert (2005) zeigten, dass CEOs der Reifestufe 8 mit ihren Organisationstransformationen zu 100 Prozent erfolgreich waren – im Gegensatz zu Kolleg*innen mit mittlerer Reife, die nur in rund der Hälfte aller Fälle Erfolge vorweisen konnten.
Auch Rooke und Torbert (1998) kommen zu dem Schluss, dass reifere Führungskräfte Unternehmenstransformationen deutlich erfolgreicher umsetzen als weniger reife Kolleg*innen.
In seinem Buch Reinventing Organizations beschreibt Laloux (2014) Organisationen, die von einer sinnstiftenden Zusammenarbeit geprägt sind. Seine Schlüsselerkenntnis: An der Spitze einer solchen reifen Organisation steht eine sehr reife Führungskraft.
Verteilung der Entwicklungsstufen in der Bevölkerung
Da das Messinstrument des Ich-Entwicklungsprofils sehr aufwendig ist, gibt es keine repräsentativen Messungen über ganze Bevölkerungsgruppen. Es existieren jedoch größere Stichproben, beispielsweise in Managergruppen in den USA und England, die eine gewisse Annäherung an die Verteilungsfrage ermöglichen.
Wir führen regelmäßig Messungen in Deutschland und der Schweiz mit stufenorientierten Fragebögen durch. Diese sind deutlich weniger zuverlässig als das Ich-Entwicklungsprofil. Trotzdem bestätigen unsere Ergebnisse den allgemeinen Trend.
Angebote zur Förderung der Stufenentwicklung
Stufenorientierte Persönlichkeitsentwicklung
Wir unterstützen Menschen, die sich persönlich weiterentwickeln wollen, mit wirkungsvollen stufenorientierten Angeboten. Neben verschiedenen Instrumenten zur Standortbestimmung bieten wir stufengerechte Entwicklungsunterstützung im persönlichen Coaching sowie diverse Informationsmaterialien, die dabei helfen, die Stufen und ihre spezifischen Entwicklungsaufgaben besser zu verstehen.
Ein ganz besonderes Angebot stellt der Entwicklungsraum dar. In diesem Seminar unterstützen sich die Teilnehmenden gegenseitig bei der Entwicklung späterer Reifestufen.
Zum stufenorientierten Coach werden
- Weiterbildung zum Systemischen Coach: In dieser Weiterbildung verbinden sich Coaching-Techniken und eine entwicklungsförderliche Haltung zu einem stimmigen Ganzen.
- Seminar „Entwicklungsraum“: Unterstützt die Entwicklung einer postkonventionellen Reife, die für Entwicklungsbegleiter*innen von essenzieller Bedeutung ist.
- Kurs „Stufenorientierte Entwicklung unterstützen“: Ange h ende Entwicklungsbegleiter*innen lernen die stufenorientierten Spezifika sowie passende Interventionen für jeden Übergang kennen.
- Seminar „Grundpolaritäten und Überlebensmuster“: Zeigt, wie persönliche Polaritäten und Überlebensmuster im Coaching und in der Teamentwicklung als Entwicklungstreiber genutzt werden können.
- Zugang zu Messinstrumenten und Wissensdatenbank: Stufenorientierte Entwicklungsbegleiter*innen erhalten Zugang zu unseren Messinstrumenten sowie zur stufenorientierten Wissensdatenbank.
Stufenorientierte Organisationsentwicklung
Mit der stufenorientierten Organisationsentwicklung unterstützen wir Organisationen dabei, den wachsenden Herausforderungen auch künftig gewachsen zu sein.
Unsere Unterstützung beginnt mit einem Startworkshop, der Orientierung schafft und mit einem organisatorischen Entwicklungs-Zielbild endet. Darauf basierend erstellen wir gemeinsam mit unseren Kunden einen Meilensteinplan, der den Weg zum Ziel skizziert.
Wir begleiten Organisationen auch auf ihrem gesamten Entwicklungsweg. Nach dem Startworkshop und der Erstellung des Meilensteinplans unterstützen wir die Entwicklung mit verschiedenen stufenorientierten Angeboten:
- Konkrete Interventionsplanung, ausgerichtet auf das Zielbild
- Stufenorientierte Kompetenzentwicklung
- Stufenorientierte Teamentwicklung
- Leadership-Programmzur Förderung einer späten, eigenbestimmten Reife im Führungsteam
- Unterstützung bei der Einführungstufenspezifisch passender Organisationsinstrumente
Zum/zur stufenorientierten Organisationsentwickler*in werden
Unser modulares Angebot richtet sich an Menschen mit Erfahrung in Organisationsentwicklung und Management:
- Individuelle Unterstützung für Organisationsentwickler*innen: Wir begleiten Fachkräfte, die neu stufenorientiert arbeiten möchten, individuell passend – z. B. durch Supervision, Intervision oder Unterstützung bei ersten Workshops.
- Seminar „Entwicklungsraum“: Fördert die Entwicklung einer postkonventionellen Reife, die für Entwicklungsbegleiter*innen von essenzieller Bedeutung ist.
- Kurs „Stufenorientierte Entwicklung unterstützen“: Angehende Entwicklungsbegleiter*innen lernen die stufenorientierten Spezifika sowie passende Interventionen für jeden Übergang kennen.
- Seminar „Grundpolaritäten und Überlebensmuster“: Zeigt, wie persönliche Polaritäten und Überlebensmuster im Coaching und in der Teamentwicklung als Entwicklungstreiber genutzt werden können.
- Zugang zu Messinstrumenten und Wissensdatenbank: Stufenorientierte Entwicklungsbegleiter*innen erhalten Zugang zu unseren Messinstrumenten sowie zur stufenorientierten Wissensdatenbank.
Wissensdatenbank – Stufenwissen und konkrete Interventionen
Wir haben unser langjähriges Erfahrungswissen sowie unzählige konkrete Interventionen in einer Confluence-Datenbank zusammengetragen. Die Informationen können wahlweise nach Stufen oder nach Wesenselementen (individuell, sozial, Führung, Organisation, Aufgabenkomplexität) abgefragt werden – auch im Wechsel.
Das Kompendium richtet sich an alle Entwicklungsbegleiterinnen (Coaches, Organisations-, Team- und Führungskräfteentwicklerinnen).
Das neueste Buch zur Stufenentwicklung: Weil es so nicht weitergeht
«Weil es so nicht weiter geht», ist ein Buch über die Führung der Zukunft und gleichzeitig ist es ein Buch über individuelle Stufenentwicklung. Nicht nur die individuellen Stufen sind präzise beschrieben sondern auch die Übungen und Interventionen, die die jeweils nächste Stufe fördern.
Führung im Wandel
Um den multiplen Krisen und disruptiven Veränderungen als Führungskraft entgegenzuwirken, ist die innere Entwicklung als treibende Kraft einer neuen kulturellen Evolution der Knackpunkt. Basierend auf ihrer jahrelangen Erfahrung als Entwicklungsbegleiterin von Menschen und Organisationen zeigt Barbara Küchler auf, wie Stufenentwicklung gezielt gefördert und unterstützt werden kann. Die Entwicklungsstufen bis zur Leistungskultur werden aus der Perspektive einer Führungskraft beleuchtet, die ihre Mitarbeitenden aktiv bei ihrer stufenorientierten Weiterentwicklung unterstützt.
Das Buch
zeigt auf, wie Sie selbst die Grenzen der Leistungskultur hinter sich lassen und den Übergang in eine neue Kultur meistern können – eine Kultur, die Ihnen völlig neue Handlungs- und Entfaltungsmöglichkeiten