Nie mehr gegen eine Wand reden

Die Bedeutung von „Verstehen“ für Changevorhaben und auch für fortschrittliches Leadership kann nicht genug hervorgehoben werden. Darum hier nochmals eine Geschichte, die diesen wichtigen Aspekt beleuchtet.
„Die IT musste in den letzten Jahren viele zusätzliche Aufgaben übernehmen. Gleichzeitig sind die Anforderungen laufend gewachsen. Das IT-Team ist zwar zahlenmässig massiv gewachsen und trotzdem sind alle ständig überfordert.
Im Rahmen der Organisationsdiagnose erkennt das Change Team eine zentrale Ursache: die Mitarbeitenden und Führungskräfte identifizieren sich stark mit einzelnen internen Kundenbeziehungen und mit der eigenen Hilfsbereitschaft. Wenn bestimmte Menschen anrufen, lassen sie sofort alles andere stehen und liegen, um das Anliegen dieser Person zu erfüllen. Aus Sicht des Mitarbeitenden ist dieses Verhalten sinnvoll. Der interne IT-Kunde ist dankbar und der Mitarbeiter fühlt sich geschätzt und anerkannt. Aus Sicht der Gesamt-IT und aus Sicht des Unternehmens ist das aber eine Katastrophe. Die IT arbeitet an den falschen Prioritäten! Unternehmenswichtige Projekte werden so immer wieder verzögert. Der IT-Leiter predigt schon lange, dass die Einhaltung der Projektmeilensteine von enormer Bedeutung sei, nur sind diese Botschaften bisher mehrheitlich „nutzlos“ verhallt.
Die Stufendiagnose verschafft dem IT-Leiter wichtige Erkenntnisse. Er versteht jetzt plötzlich, warum die Prozess- und Projektmanagement-Bemühungen (Stufe 5) kaum gefruchtet haben. Viele Führungskräfte und Mitarbeitende stecken zumindest mit einem Bein noch in der gemeinschaftsbestimmten Stufe (4), in der man unbedingt die Menschen, mit denen man im Alltag zu tun hat, zufriedenstellen will. In dieser Stufe orientiert man sich zudem stark an der Tradition. Man macht die Dinge so, wie man das schon immer gemacht hat, das hat sich schliesslich bewährt. Prozesse und Projektmanagement (Stufe 5) gehören nicht zu diesen Traditionen. Der IT-Leiter entspannt sich! Er versteht jetzt, warum die bisherigen Bemühungen wenig Früchte getragen haben und er kann nun auch ganz anders auf seine Mannschaft zugehen. Nun gelingt es ihm, wertschätzend mit der aktuellen Situation umzugehen, die Mitarbeitenden dort abzuholen, wo sie stehen und sie gezielt auf eine Entwicklungsreise mitzunehmen“.
Diese und ähnliche Geschichten finden Sie in unserem Buch „Stufenentwicklung in der Praxis. Evolutionäre Entwicklung von Menschen und Organisationen“. Wir hören immer wieder, dass es gerade diese sehr konkreten Geschichten sind, die den Menschen dabei helfen, die Stufenentwicklung besser zu verstehen.